Ich gehöre zu den glücklichen Menschen auf der Welt, deren Eltern nach über 30 Jahren immer noch in guter Ehe leben, und die mein ganzes Leben lang immer für mich da waren und weiterhin sind. Mein "Daheim" ist für mich immer noch ein Ort der bedingungslosen Liebe, Sicherheit und Beständigkeit.

Angesichts dessen, dass meine 2 Jahre ältere Schwester bereits vor mehreren Jahren ausgewandert war - zunächst nach Irland, und dann weiter in die USA - war mir bewusst, dass ich meinen Eltern mit der Nachricht, dass nun auch ich für längere Zeit weggehen würde, einen harten Schlag versetzen würde. Daher sagte ich lange gar nichts.

Bevor Markus und ich im Jänner 2018 zur Bootsmesse in Düsseldorf flogen, warfen wir zum ersten Mal unter Familie und Freunden ein, dass wir mit dem Gedanken spielen würden "irgendwann später einmal" mit einem Segelboot die Welt zu entdecken. Die Reaktionen reichten von ungläubigem "Ja, genau!" über belustigtes "Ihr auf einem Boot - haha!" bis zu skeptischem "Ihr könnt ja gar nicht segeln. Wie wollt ihr das machen?". Kaum Positives war dabei. Wir lernten schnell und behielten unseren immer konkreter werdenden Plan für uns. Den ganzen Bull*** wollten wir uns schlichtweg nicht anhören.

Als wir Monate später im Flieger von Athen zurück nach Wien saßen und immer noch nicht ganz glauben konnten, dass wir gerade den Zuschlag für unser Traumboot bekommen hatten, war uns bewusst, dass wir mit der Sprache herausrücken mussten. Immerhin würde sich unser Leben bald radikal verändern. Das ließ sich schlecht verbergen und hätte sich auch nicht richtig angefühlt. Am Weg zum darauffolgenden Familienessen saßen wir also mit stark gemischten Gefühlen im Auto. Mir war klar, dass meine Eltern unsere Euphorie nicht teilen würden.

Es stellte sich heraus: Ich hatte meine Eltern unterschätzt. Nicht nur hatten sie bereits Lunte gerochen und - mich gut kennend -bereits vermutet, dass unser "irgendwann einmal" rasch zu einem "wir machen jetzt" werden würde, sondern sie freuten sich auch für uns, dass wir so glücklich waren. Aufrichtig.

Die Sorgen waren jedoch überwältigend: "Was ist mit euren Karrieren? Du ruinierst dir doch deinen Lebenslauf, Julia! Und wie wollt ihr das schaffen? Ein Segelkurs ist doch nicht genug für so ein Vorhaben! Ihr seid doch so verwöhnt - auf einem Boot werdet ihr doch nicht glücklich! Da stinkt alles und ist dreckig und klein und eng. Und überhaupt: Ihr kommt bestimmt nicht lebend zurück!"

Oh ja, wir haben die volle Ladung abbekommen... Aber wir waren darauf vorbereitet und diskutierten geduldig alle Einwände mit bereits sorgfältig zurechtgelegten Argumenten weg. Trotzdem war es schwer. Und ich konnte sie sogar gut verstehen.

This is just what parents do. Richtig?

Mittlerweile haben meine Eltern den ersten Urlaub mit uns auf dem Boot verbracht. Und festgestellt, dass es gar nicht einmal so verrückt ist, was wir da machen.

Der zweite Urlaub ist bereits geplant.

Die Sorge um uns wird bleiben.

Und das ist okay.

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