Es gibt eine feine, aber deutliche Grenze zwischen "Ma cool, lass uns das irgendwann mal machen!" und "Jetzt komm, wir ziehen das durch!".

Unser Plan, mit einem Segelboot die Welt zu bereisen, entwickelte sich in Etappen. Zunächst entschieden wir, dass es sich nicht lohnen würde, damit bis zur Pension zu warten. Wenn wir das wirklich wollten, dann war die Zeit genau jetzt. Nicht in vielleicht 40 Jahren. Wer weiß, ob wir dann noch leben oder fit genug sind. Wer weiß, wie die Welt und nicht zuletzt die Weltmeere dann aussehen.

Dann besuchten wir die erste Bootsmesse, auf der wir uns von motivierten Verkäufern viel zu teure Boote zeigen ließen, während wir angestrengt versuchten, so zu wirken, als hätten wir Ahnung von dem, was uns so erzählt wurde. Merke: Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nie ein Segelboot betreten. Aber wir hatten ernstes Interesse, eines zu kaufen. Ja, ganz schön crazy. Ziemlich schnell lernten wir jedoch, dass ein neues Schiff einfach nicht im Budget lag.

Wochen und Monate vergingen und wir besichtigten schließlich ein gebrauchtes Boot in Kroatien, das sich als Flop erwies. Außerdem absolvierten wir - endlich - einen Segelkurs, ebenfalls in Kroatien, und stellten dabei fest, dass Segeln tatsächlich etwas für uns war, und dass wir auch wirklich seefest waren. Unausgesprochen, aber doch, zweifelten wir dennoch, ob wir es am Ende wirklich wagen würden.

Im Juni stießen wir dann online auf ein Boot, das wie gemacht für uns schien. Nach anfanglichem Zögern buchten wir den Flug nach Griechenland, um das Boot zu besichtigen. Uns war wohl da schon bewusst, dass es nun nur mehr von uns selbst abhängen würde, ob wir den Absprung schaffen oder nicht.

Auf Levkas angekommen empfing uns ein sehr freundliches, etwas älteres englisch-amerikanisches Ehepaar: Bob und Verena. Sie hatten selbst vorgehabt, mit diesem Boot die Weltmeere zu besegeln, fühlten sich nun aber nicht mehr fit genug dafür. Das Boot selbst erwies sich als der Jackpot. Schon auf den ersten Blick waren wir verliebt.

Verena servierte uns eiskalte Sprite - hatte ich schon ewig nicht mehr getrunken. Wir saßen im Salon und quatschten über unsere Pläne und ihre Erfahrungen. An der Wand hing ein Spruch: "This is your life. Travel often. Life is short. Live your dream." Es war wie in einem kitschigen Film.

Nach der Besichtigung fuhren Markus und ich in die Stadt. In einem Lokal am Hafen bestellten wir zwei Bier und überlegten, was wir tun sollten. Der Yachtbroker wartete bereits auf unsere Nachricht. Sollen wir ein Angebot stellen? Tun wir's jetzt also wirklich? Es gibt dann quasi kein Zurück mehr...

Wir bestellten noch zwei Bier.

Und dann verfassten wir ein E-Mail. Markus und ich einigten uns darauf, ein sehr freches Angebot zu stellen. Würde Bob darauf eingehen, dann würden wir's wirklich durchziehen. Als wir auf "Abschicken" klickten, waren wir außer uns - vor Freude und Aufregung.

Am nächsten Tag hatten wir den Zuschlag.

Jetzt würde es also wirklich losgehen.

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