Wir sind gespannt, was uns die nächsten Tage erwartet! Gleich zwei andere Segelboote hatten wir heute in Sichtweite - das war das Tageshighlight, könnte man sagen. Sonst genießen wir die immer wärmer werdende Sonne, lesen viel, checken immer wieder unsere E-Mails und toben uns in der Galley aus. So schaukelig kann es gar nicht werden, dass uns die Lust am Kochen vergeht! Nur der frische Fisch - der lässt noch auf sich warten. Mal sehen, ob wir morgen Glück haben. Der Platz in der Gefrierbox ist jedenfalls reserviert.
Vielen Dank euch für‘s Mitverfolgen! Wir melden uns morgen wieder mit einem Statusupdate.
Bis dahin alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 174,3 NM (7,2 Knoten) - 2.107 Meilen to go
Wed Jan 11 2023 - 22 32.316n 27 40.728w
Tag 6 - ein Drittel ist geschafft!
Langsam tritt das ein, was wir schon von unserer letzten Atlantiküberquerung kennen: die Tage verschwimmen irgendwie, ziehen an uns vorbei. Es passiert nicht viel. Wir beobachten die immer noch aufgebrachten Wellen und spekulieren stündlich, wie lange wir wohl noch brauchen werden… Ja, langsam zieht sich‘s (:
Dafür haben wir heute den ersten Meilenstein gefeiert: das erste Drittel der Strecke ist geschafft! Außerdem haben wir heute unsere Bordzeit um eine Stunde nach hinten gestellt - die Sonne ist heute nämlich schon sehr spät aufgegangen. Ja, wir machen gut Strecke gen West - deutlich schneller als wir das erwartet haben. Mal sehen, ob wir das Tempo so halten können. Die zweite Hälfte der Strecke soll der Wind Stand heute ja etwas ruhiger werden.
Wir segeln immer noch mit ausgebaumter Genua - vor Sonnenuntergang haben wir sie ins zweite Reff gesetzt, da der Wind wie schon gestern Nacht wieder etwas aufgefrischt hat. In Böen haben wir jetzt bis zu 26 Knoten. Der Welle nach zu urteilen könnten es auch 36 sein… Die Tiefenmuskulatur hat jedenfalls gut zu tun, das immer noch erbarmungslose Schaukeln auszugleichen.
Ich werde jetzt mal versuchen, hier etwas Schlaf zu finden (:
Bis morgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 175,6 NM (7,3 Knoten) - 1.934 Meilen to go
Thu Jan 12 2023 - 21 52.428n 30 51.846w
Tag 7 - wenn, dann alles auf einmal
Ja, die Tage auf so einer langen Passage können ziemlich eintönig werden. Aber wenn was passiert, dann irgendwie immer alles auf einmal. (:
Heute Nachmittag haben wir uns noch gefragt, worüber wir heute wohl schreiben sollen. Der Tag war so wie die letzten Tage auch: Wir segeln immer noch mit ausgebaumter Genua Richtung Westen. Der Wind kam dabei heute etwas mehr aus Südost, als so wie angekündigt aus Nordost. Wenn das morgen so bleibt, müssen wir mal unseren Spi-Baum nach Steuerbord umsetzen, damit wir auch weiter in den Süden kommen.
Ansonsten verlief der Tag absolut unaufregend, bis ich mich gegen 18:00 Uhr daran machte, langsam das Abendessen vorzubereiten. Und natürlich gerade, als ich den Herd anschmeiße - „FISCH, FISCH, FISCH!“. Zum ersten Mal auf dieser Passage haben wir also - endlich - einen Fisch an der Angel. Ein kleiner Mahi ist es geworden! Große Freude.
Als ich mich also wieder daran mache, unser Abendessen weiter zu kochen, geht das Gas aus… also nochmal raus, mittlerweile schon mit Stirnlampen, weil stockfinster, und unsere hoffnungslos überfüllte Backskiste ausräumen, um an die Gasflaschen zu kommen … (natürlich fängt es währenddessen zu regnen an) … und noch schnell eine neue Gasflasche angesteckt. Ich sage euch, zwischenzeitlich hatte ich unser Abendessen schon abgeschrieben ;D Aber es hat - spät aber doch - geschmeckt.
Jetzt haben wir noch schnell die Genua ins zweite Reff gesetzt, wie die letzten Nächte auch schon, und den Fisch filetiert und eingefroren. Und jetzt … freue ich mich auf‘s Bett! Die Müdigkeit siegt endgültig über das immer noch etwas nervige Geschaukel.
Vielen Dank für‘s Mitverfolgen & eure lieben Nachrichten. Wir melden uns morgen wieder.
Bis dahin alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 177 NM (7,4 Knoten) - 1.760 Meilen to go
Fri Jan 13 2023 - 21 15.138n 33 13.170w
Tag 8 - squalls all around
Fast dachten wir schon, wir würden bei dieser Atlantiküberquerung von ihnen verschont bleiben: den Squalls. Das sind kleinere oder größere Regenzellen, die oft auch viel Wind bringen. Aber heute Nacht war es so weit: der erste Squall.
Die Windgeschwindigkeit verdoppelte sich kurzfristig von 15 auf über 30 Knoten, und binnen wenigen Minuten war alles patschnass. Den Rest unserer Nachtwachen verbrachten wir im Salon - immer mit Blick auf das iPad, das unseren Plotter (und das Regenradar) spiegelt.
Auch tagsüber sind immer wieder Squalls über uns oder nah an uns vorbeigezogen. Manchmal haben wir die Genua gerefft, andere Male war mehr Regen als Wind dabei… aber das wirklich nervige an den Squalls ist eigentlich, dass sie dir den Wind wegnehmen, und zu ganz komischen Winddrehern führen, wenn sie vorbeigezogen sind. Und so dümpelten wir heute oft bei nur 10 Knoten Wind nur mit unserer Genua dahin… Leichtwindsegel auspacken? Bei den Bedingungen dann lieber doch nicht.
Zum Abendessen gab‘s den Mahi Mahi, den wir gestern gefangen haben, mit Bratkartoffeln und Erbsen. Ein wahrer Genuss. Bin froh, dass wir zum Essen ein kurzes regenfreies Fenster erwischt haben, denn jetzt sind wir wieder rundum umzingelt von Squalls. Das wird eine lustige Nacht
Wir erzählen euch morgen, wie es gelaufen ist!
Bis dahin alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: immerhin 164 NM (6,8 Knoten) - 1.624 Meilen to go :)
Sat Jan 14 2023 - 20 25.928n 35 51.526w
Tag 9 - Halbzeit :)
Die letzte Nacht war glücklicherweise weniger anstrengend als befürchtet. Es zogen zwar mehrere Squalls durch - die meisten brachten aber nur Regen, und keinen starken Wind. Eher hatten wir mit Phasen mit ganz wenig Wind zu kämpfen, oder wenn die Windrichtung in den Squalls plötzlich ganz eine andere war… für einen Moment steuerten wir eher Kanada an als die Karibik. Aber es dauert ja nie sehr lange, bis sich der Wind wieder einpendelt. Und so haben wir wenigstens eine Deckswäsche mitgenommen.
Als wir uns dann heute Morgen nach dem Frühstück sicher waren, dass wir erstmal Ruhe von den Squalls haben würden, packten wir zum ersten Mal auf dieser Überfahrt unseren Oxley, unser Leichtwindsegel, aus. Die Bedingungen schienen perfekt - 10-15 Knoten Wind, die Welle hat sich auch schon etwas beruhigt… Ein tolles Segel - aber uff, es ist schon ein ganz schöner Akt in dem Wellengang alles vorzubereiten, damit sich dann auch ja keine Leinen verheddern können. Für einen Moment genossen wir die Ruhe - kein Geschaukel mehr, und stabile Fahrt durch‘s Wasser mit 7-8 Knoten Geschwindigkeit. Ein Traum.
Der Traum dauerte leider nicht allzu lange, denn am Nachmittag ging es wieder weiter mit den Squalls - und bei über 20 Knoten Wind entschieden wir das über 160m2 große Segel lieber zu bergen, und wieder auf unsere ausgebaumte Genua umzubauen. Wir haben uns für eine große Größe beim Oxley entschieden, um bei wenig Wind super voranzukommen, aber ab 20 Knoten ist das einfach zu viel Tuch für unsere 42 Fuß.
Sportprogramm haben wir also heute erledigt. :) Man bewegt sich sowieso viel zu wenig auf so einer Überfahrt. Wind und Welle sind jetzt deutlich schwächer als in den letzten Tagen. Wenn sich das mit den Squalls hoffentlich morgen gelegt hat, dann kommt der Oxley wieder zum Einsatz. Die Leinen sind ja jetzt alle soweit vorbereitet.
Zum Abendessen gab‘s heute Markus‘ Spaghetti Carbonara, wir haben die Bordzeit wieder um eine Stunde weiter zurück gestellt, und - wir haben Halbzeit gefeiert! Ab jetzt sind die gesegelten Meilen mehr als die Meilen vor uns. Ein schönes Gefühl!
Drückt uns die Daumen, dass wir heute Nacht ein bisschen besser vorankommen als gestern. Wir hatten schon so mit einer Ankunft nach 18 Tagen geliebäugelt. :)
Vielen Dank für‘s Mitverfolgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 161 NM (6,7 Knoten) - 1.472 Meilen to go
Sun Jan 15 2023 - 19 14.730n 38 15.336w
Tag 10 - langsam könnten wir ankommen
Gerade schaukeln wir wild von links nach rechts - mal wieder hat eine Gruppe Squalls uns den Wind weggesaugt. Wird hoffentlich nicht lange dauern, bis wir wieder etwas Druck im Segel haben, und wieder vorwärts kommen. Aber das geht heute schon den ganzen Nachmittag so. Und pff … das ist ganz schön anstrengend. Heute denken wir uns erstmals: „Langsam könnten wir wirklich ankommen…“ Aber das wird wohl noch ein paar Tage dauern...
Wenn wir nicht gerade mit den Squalls beschäftigt sind, vertreiben wir uns die Zeit mit Musik hören, lesen, sonnenbaden und Gesprächen über die Zukunft. Nirgendwo kann man seinen Gedanken wohl besser nachhängen als hier draußen, reflektieren, und Pläne schmieden. So fernab von den ständigen Ablenkungen, dem Lärm, und der Unruhe des Alltags… Das ist schon etwas Besonderes.
Wir sind gespannt, welche Bedingungen uns morgen erwarten. Hoffentlich etwas ruhigere See und weniger Squalls als heute fingerscrossed.
Bis dahin alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 164 NM (6,8 Knoten) - 1.319 Meilen to go
Mon Jan 16 2023 - 18 22.441n 40 17.832w
Tag 11 - eine andere Welt
Gestern umgab uns noch eine wütende See, deren Wellen aus allen Richtungen kamen und uns wie einen Spielball hin und herschaukeln ließ; am Horizont überall bedrohliche, dunkelgraue Wolkentürme - Squalls -, die uns den Wind aus den Segeln nahmen, und uns in alle Richtungen schickten, nur nicht dorthin, wo wir hinwollten… Jede Bewegung an Bord war mühsam. Man musste sich immer festhalten, um nicht sofort das Gleichgewicht zu verlieren - selbst im Sitzen. An Schlaf war kaum zu denken. Immer störte irgendein Klopfen in einem Schapp, oder das schlagende Segel, oder der prasselnde Regen an Deck.
Heute präsentiert sich der Atlantik ganz anders: Die wütende See ist zu einem geschmeidigen blauen Teppich geworden. Die weißen Kronen auf den Wellen sind verschwunden. Die dunkelgrauen Regenwolken haben der immer wärmer werdenden Sonne Platz gemacht (heute erstmals die 30-Grad-Marke geknackt), und am Horizont sehen wir nur vereinzelt ein paar Passatwolken, die wie süße Sahnehäubchen aussehen, und uns im jetzt nur mehr 10-12 Knoten leichten Nordost-Passat begleiten…
Wir haben unseren Oxley hochgezogen, der uns mit seinem knallroten Flügel über den blauen Teppich Richtung Karibik geradezu schweben lässt. Die Physik dahinter fasziniert uns - wir machen im Schnitt 6 Knoten Fahrt, dabei fühlt es sich an Bord fast wie Windstille an. Das Schaukeln ist jedenfalls Geschichte. An Bord bricht Ankerplatz-Feeling aus. Es läuft Reaggae-Musik, wir machen Eiskaffee und nehmen ein Sonnenbad in Badehose & Bikini am Achterdeck. Die Angel ist wieder ausgebracht, und wir sind gespannt, ob was anbeißt. Ich glaube, so stellen sich die meisten Menschen ihre Atlantiküberquerung vor.
Wie anstrengend die letzten Tage waren, merken wir erst jetzt, wo die Anspannung von uns abfällt. Hätten wir uns gestern am liebsten noch in die Karibik gebeamt, denken wir uns heute, “Ach, wenn’s ein, zwei Tage länger dauert, auch nicht schlimm.”
Bin ich froh, dass wir dieses Segel haben, sonst würde jetzt vermutlich der Motor laufen, und wir würden Diesel zählen … laut Wetterbericht soll das Wetter nämlich erstmal so bleiben. Freudensprung
Fisch wollte zwar keiner anbeißen heute, nur ein paar Seegras-Büschel. Dafür gab’s heute Wiener Schnitzel. Das wollten wir eigentlich schon als unser Halbstrecken-Feiertagsessen machen, aber da war’s uns zu rollig für die Panierstraße. :)
Ich geh’ jetzt etwas Schlaf nachholen - und zum ersten Mal seit zu vielen Tagen glaube ich auch daran, dass der Schlaf erholsam wird.
Bis morgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 149 NM (6,2 Knoten) - 1.195 Meilen to go
P.S.: Das Etmal berechnen wir übrigens täglich um 12:30 UTC für die vorangegangenen 24 Stunden. Die Meilen to go lesen wir immer zum Zeitpunkt des Blog-Postings ab.
Tue Jan 17 2023 - 17 28.549n 42 40.126w
Tag 12 - ein Traum
Heute wird uns zum ersten Mal so richtig bewusst, dass wir bald wieder in der Karibik sind. Es klingt bestimmt verrückt, aber in dem Trubel der letzten Monate haben wir uns eigentlich nie so richtig darauf einstellen können… Jetzt blättern wir in unseren Pilot Büchern, und scrollen auf der Navionics-Karte auf und ab. Welche Inseln wollen wir sehen? Welche Ankerplätze dürfen wir nicht auslassen? … Es ist ein Traum, der für uns ein weiteres Mal in Erfüllung geht. Und wieder sind wir unendlich dankbar, und können es eigentlich kaum glauben.
Wir segeln immer noch mit unserem Oxley, den wir seit gestern Früh nicht mehr anrühren mussten. Auch in der Nacht haben wir uns dazu entschieden, ihn gesetzt zu lassen. Der Wind war sehr leicht, und wir genossen die Ruhe und einen wunderschönen Sternenhimmel. Irgendwann kamen sogar ein paar Delfine in der Nacht vorbei und sprangen verspielt ums Boot.
Auch heute lassen wir den Oxley in der Nacht gesetzt. Der Wind ist immer noch sehr leicht, tagsüber 8-10 Knoten, jetzt frischt es etwas auf auf 12-15 Knoten. Bis 17 sind angesagt. Wir halten wie immer abwechselnd Wache, und unser Doppler-Radar warnt uns mit Alarm, sollte sich ein Squall annähern. Das hat gestern schon super funktioniert - meist konnten wir ausweichen. Einen Squall haben wir abbekommen. Aber mehr als 18 Knoten waren nicht drin.
Zum Essen gab’s heute Thüringer Bratwurst mit Sauerkraut - was man nicht alles in spanischen Supermärkten findet. :) Hat geschmeckt!
Jetzt geht’s in unseren Nacht-Rythmus. Wie immer vielen Dank fürs Mitverfolgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 148 NM (6,2 Knoten) - 1.048 Meilen to go
Wed Jan 18 2023 - 16 21.624n 44 39.336w
Tag 13 - Ist da jemand?
Seit 13 Tagen sehen wir nur blau um uns, seit über einer Woche haben wir kein anderes Boot mehr gesehen, seit drei Tagen zieht uns unser Oxley stabil Richtung Karibik (eine kleine Ausnahme gab’s gestern Nacht - bei 22 Knoten haben wir ihn nachts geborgen, und sind bis Sonnenaufgang mit Genua weitergesegelt)… Irgendwie kommen wir uns vor wie in einer Parallelwelt. Wir stellen uns vor, wie das alles früher gewesen sein muss - vor GPS-Zeiten, als du noch nicht jederzeit genau deine Position bestimmen konntest. Hat man sich manchmal gefragt, ob man je ankommen wird?
Naja, zum Glück betrifft uns das ja nicht. Wir kommen nach wie vor bei recht leichtem Wind sehr gut voran, und dürfen mit einer Ankunft in 5-6 Tagen rechnen. Wir starten eine weitere Nacht unter Oxley, und hoffen heute nicht wieder von Böen mit +20 Knoten überrascht zu werden. Waren aber ganz schön stolz auf unser einwandfreies nächtliches Bergemanöver. Langsam fühlen wir uns wie alte Seebären, so selbstverständlich sitzen mittlerweile die Handgriffe. Wenn wir da an unsere erste Atlantiküberquerung zurückdenken… naja… :)
Aber das war auch schon das einzig Spektakuläre, das die letzten Tage passiert ist. Es ist sonst sehr ruhig an Bord, und wir sind froh so viele eBooks, Hörbücher und Musik heruntergeladen zu haben. Sonst würden sich die Tage langsam sehr ziehen. Aber nun starten wir ja schon ins letzte Drittel der Passage. Das Ziel scheint greifbar.
Bis morgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 155 NM (6,5 Knoten) - 906.5 Meilen to go
Thu Jan 19 2023 - 15 47.550n 47 13.128w
Tag 14 - zu kitschig
Letzte Nacht war wirklich kitschig: sternenklarer Himmel, eine ruhige Brise - gerade genug, um mit unserem Oxley gute Fahrt zu machen, und unzählige Sternschnuppen… bei solchen Bedingungen Nachtwache zu halten ist wirklich ein Geschenk.
Der heutige Tag war ebenfalls sehr ruhig, nur 10-12 Knoten Wind. Aber heute Nacht soll es wieder etwas auffrischen, weswegen wir nun noch vor Sonnenuntergang den Oxley weggepackt und wieder auf ausgebaumte Genua umgebaut haben. Willkommen zurück im Schaukel-Land. Aber wenn nachts wieder der ein oder andere Squall durchzieht, werden wir froh sein. Auf den letzten Metern wollen wir auch nichts mehr riskieren… wobei “letzte Meter” vielleicht etwas übertrieben ist. Es sind ja doch noch über 750 Meilen…
Wir freuen uns schon sehr aufs Ankommen, aber irgendwie werde ich auch ein wenig nostalgisch. Es sind gerade die letzten Tage so unglaublich schön gewesen. Und wir waren sogar richtig produktiv. Wir haben nämlich ein paar ziemlich coole Ideen entwickelt hier draußen. Aber es wird Zeit.
In 4-5 Tagen werden wir auf Martinique ankommen. Wir werden wohl erstmal für 1-2 Nächte den Anker vor St Anne schmeißen, und und dann versuchen für ein paar Tage einen Platz in der Marina zu bekommen, um dem Boot ein bisschen Wellness zu gönnen. Derzeit überlegen wir, ob uns eine Ankunft in der Nacht oder tagsüber lieber wäre. Die Ansteuerung auf St Anne ist relativ unspektakulär - nachts ankommen, und morgens in einer neuen Welt aufwachen hat schon auch was für sich. Oder tagsüber ankommen und erstmal ins Wasser springen? Auch schön... Na, wir werden sehen…
Jetzt erstmal eine gute Nacht & bis morgen.
Alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 149 NM (6,2 Knoten) - 764 Meilen to go
Fri Jan 20 2023 - 15 29.694n 49 43.584w
Tag 15 - Wir wären dann bereit
In den letzten Tagen haben wir oft an unsere erste Atlantiküberquerung zurück gedacht. Eigentlich unglaublich, wie unterschiedlich diese Überquerungen sind. Vor drei Jahren hatten wir eine ganze Woche lang 35 Knoten Wind und jede Nacht Squalls bis 45 Knoten, und waren nur stark gerefft unterwegs. Diesmal freuen wir uns über jeden Knoten mehr auf der Windanzeige…
Seit gestern Nacht haben wir aber wieder etwas stabileren Passatwind. Die Tage mit teilweise unter 10 Knoten Wind sind also hoffentlich vorbei. Es war zwar sehr gemütlich, aber irgendwie auch zu gemütlich (und langsam). Jetzt geht es wieder dahin mit unserer Genua bei derzeit 18-20 Knoten Wind. Wir fühlen uns immer noch wie ein Schmetterling mit nur einem Flügel, aber wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt ohne Groß zu segeln.
Es fühlt sich jetzt jedenfalls an wie der Endspurt. Die Eiswürfelformen sind schon in der Gefrierbox - für den Rum-Punsch dann vor Anker. Wir sind bereit anzukommen. Mehr als! :)
Wenn der Wind jetzt so konstant bleibt, dürfte es Dienstagnachmittag werden fingerscrossed
Alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 147 NM (6,1 Knoten) - 625 Meilen to go
Sat Jan 21 2023 - 15 00.384n 52 16.902w
Tag 16 - Der Bann ist gebrochen
Wir haben - ENDLICH - einen Fisch gefangen. Also genauer gesagt gleich zwei! Wir dachten schon, wir fangen auf dieser Überquerung gar nichts mehr, nachdem wir in der ersten Woche den kleinen Mahi Mahi gefangen hatten, und dann noch einen kleinen anderen Fisch, den wir nicht kannten, und daher wieder befreit haben.
Seitdem schien es, liegt ein Fluch auf uns. Seit über einer Woche schleppten wir die unterschiedlichsten Köder hinter uns her, aber keiner wollte. Nur ein paar Seegras-Büschel haben wir uns eingefangen - so oft, dass das Losrattern der Angel bei uns nur mehr einen genervten Seufzer auslöste, anstatt der sonst so großen Aufregung, wenn wir einen Fisch am Haken haben.
Aber heute war es endlich so weit: Vielleicht war es aufgrund der bewegten See, unserer Geschwindigkeit, oder doch wegen des anderen Köders - am frühen Nachmittag der erste Fisch, ein Barracuda ! Ein prächtiges Exemplar, aus dem wir ganze 1,6 kg Filet gewinnen konnten. Noch keine Ahnung, wie wir das zubereiten werden. Wenn jemand eine Idee hat, schickt uns gerne eure Rezepte per Mail (Spoiler: unsere frischen Lebensmittel gehen langsam zur Neige, aber irgendwas haben wir immer noch gezaubert).
Kaum war der Barracuda filetiert, gewaschen, und vacuumiert, und die Küche fein säuberlich desinfiziert, ging die Angel ein weiteres Mal los - diesmal ein Mahi Mahi. Und wieder ein ganz schön prächtiges Exemplar! Also wieder ausbluten lassen, ausnehmen, filetieren, vacuumieren. Und zum Barracuda gesellten sich noch 1,2 kg Mahi Mahi-Filet in die schon gut geleerte Gefrierbox. Was für ein Nachmittag !
Aber nicht nur die Gefrierbox wurde heute geladen. Da es heute den ganzen Tag ziemlich bewölkt war, haben wir unseren kleinen Honda-Generator ausgepackt und die Batterien mal wieder voll aufgeladen. Und die Gelegenheit gleich genutzt, um auch den Watermaker ein paar Stunden laufen zu lassen. Jetzt haben wir auf jeden Fall genug Strom, Wasser und frische Proteine bis Martinique.
Unter 500 Meilen stehen noch auf dem Plotter, über 2.500 haben wir bereits zurückgelegt. Derzeit bläst der Wind mit 18-20 Knoten, in Böen haben wir auch mal 25. Wir kommen super voran, und wenn das so bleibt, bleibt’s bei der Ankunft am Dienstagnachmittag.
So, jetzt haben wir noch schnell gegesse (Es gab Hühner-Wok mit ein bisschen Gemüse, das wir noch eingefroren hatten.), und jetzt freue ich mich auf’s Bett, bis um 23 Uhr meine erste Wache startet. Einen kleinen Unfall hatten wir heute auch noch an Bord - vor lauter Euphorie im Anglerglück bin ich etwas zu schwungvoll ins Cockpit gestiegen, und hab mir ganz schön das Schienbein angeschlagen. Nichts Grobes - wird ein weiterer blauer Fleck. Wer zählt die denn noch auf so einer Passage? Aber erschreckt haben wir uns beide einen Moment. Man mag sich nicht vorstellen, wie schnell so ein blöder Sturz so weit draußen auch sehr, sehr übel ausgehen kann…
Wir freuen uns schon euch die Bilder von unseren Erlebnissen zu zeigen! Vielen Dank jedenfalls fürs Mitverfolgen & alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 149 NM (6,2 Knoten) - 475 Meilen to go
Sun Jan 22 2023 - 14 35.640n 54 57.012w
Tag 17 - Endspurt
Nur mehr zweimal schlafen, dann sind wir da! Jetzt ist wirklich Endspurt-Feeling ausgebrochen. Akribisch rechnen wir fast stündlich unsere Geschwindigkeit und die verbleibenden Meilen hoch… Wir freuen uns auf’s Ankommen!
Wir haben immer noch 18-20 Knoten Wind und surfen mit unserer Genua die wieder etwas größer gewordenen Wellen herunter. Direkter Kurs auf Martinique. Zum Sonnenuntergang haben uns heute kurz ein paar Delfine begleitet, dann haben wir den ersten Teil des gestern gefangenen Mahi Mahi zu Fish & Chips verarbeitet. Ein Highlight!
Wir sind beide etwas müde und erschöpft von der ständigen Bewegung im Boot. Heute ist einer dieser Tage, wo jede Bewegung dreimal so lange dauert und viermal so anstrengend ist wie sonst. Aber das spielt derzeit keine Rolle mehr - wir kommen zügig voran, das ist die Hauptsache!
Morgen dann der letzte Tag auf See - und dann sind wir Dienstag Nachmittag/Abend da :)
Wünschen euch eine gute Nacht & bis morgen. Alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 160 NM (6,7 Knoten) - 322 Meilen to to
Mon Jan 23 2023 - 14 28.703n 57 30.782w
Tag 18 - Homerun
Meile für Meile marschiert das Boot nun schnurstracks auf Martinique zu. Wir haben immer noch recht ordentlichen Rückenwind mit ~ 20 Knoten, und 2-3 Meter Welle, die uns zusätzlich kräftig anschieben.
Abgesehen davon, dass wir wieder sehr zügig unterwegs sind, und wir nach über einer Woche erstmals wieder ein anderes Boot gesehen haben, war unser letzter voller Tag auf See recht unspektakulär. Wir sind noch nicht ganz am Ziel, aber es scheint mittlerweile zum Greifen nah. Und wir sind entsprechend aufgeregt und voller Vorfreude.
Ganz knapp werden wir es nicht schaffen, morgen noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Wir stellen uns also auf eine Nachtansteuerung ein. Am meisten freuen wir uns beide wohl darauf, wieder mal eine Nacht durchschlafen zu können. Dicht gefolgt von Highspeed-Internetempfang, einem eisgekühlten, gezapften Bier, und der Aussicht auf frische Wäsche und ein sauberes Boot. :)
Und dann natürlich das Schnorcheln, das Wandern, das Entdecken… aah, die Vorfreude ist groß. Sehr groß! :)
So, jetzt setzen wir vorsorglich noch ein Reff in die Genua, und dann geht’s zum letzten Mal in unseren Nacht-Rythmus. 3 Stunden on, 3 Stunden off.
Wir melden uns morgen, wenn wir da sind!
Alles Liebe,
Julia & Markus
Heutiges Etmal: 162 NM (6,7 Knoten) - 168 Meilen to go
Tue Jan 24 2023 - 14 21.694n 60 03.666w
Land Ho!
Nach 18,5 Tagen und ziemlich genau 3.000 Seemeilen sind wir nun nur mehr 20 Meilen von unserem Ziel, Sainte-Anne auf Martinique, entfernt. :)
Knapp vor Sonnenuntergang konnten wir die ersten Hügel von Martinique am Horizont erspähen - was für ein Moment! Wir sind unheimlich stolz, erleichtert, dass alles ohne größere Probleme gelaufen ist, und aufgeregt, was uns nun in der Karibik erwartet!
Die letzten Meilen ziehen sich jetzt ganz schön. Wir können es kaum erwarten den Anker runter zu lassen, anzustoßen und dann einfach schlafen zu gehen - ohne Schaukeln und ohne Wecker alle 3 Stunden.
Danke euch fürs Mitverfolgen (und für die vielen Ankerbier, die uns per Paypal spendiert wurden- ihr seid die besten)!
Alles Liebe,
Julia & Markus
